Anfang der 90er Jahre kamen Christen aus verschiedenen Gegenden Deutschlands, vor allem aus Ostwestfalen, zusammen, um gemeinsam darüber nachzudenken, wie sie auf den weitgehend ungebremsten Einbruch des Zeitgeistes in ihre Kirchen und Gemeinden reagieren sollen. Nicht selten hatten sie erfahren müssen, wie von den Kanzeln herab das Wort Gottes missachtet, entstellt, verdrängt oder preisgegeben wurde.
Die evangelischen Landeskirchen, die – so steht es bekanntlich in ihrer Ordnung – an die Heilige Schrift und an das von ihr abgeleitete Bekenntnis gebunden sind, hatten diese faktisch schon längst verlassen. In den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts bahnte sich eine weitere Verschlimmerung an, die mittlerweile breit um sich gegriffen hat: Synoden und Kirchenleitungen erklärten sich prinzipiell bereit, homosexuell zusammenlebende Menschen (»Paare«) in »Gottesdiensten« zu segnen.
In Freikirchen musste man ebenfalls beobachten, wie das Wort Gottes in den Hintergrund gedrängt wurde. Die dort stattfindenden Gottesdienste wurden immer häufiger zu Erlebnis- und Showveranstaltungen umfunktioniert.
Als Treffpunkt für weitere Beratungen fanden diese besorgten Christen das Gemeindehaus der Stadtmission in Kamen. Von daher erhielt diese Gruppierung bald den Namen: »Kamen-Initiative«.
Ganz bewusst entschied man sich dafür, sich nicht einfach in Hauskreise zurückzuziehen, sondern an die Öffentlichkeit zu treten. Man rief in Veranstaltungen (»Kamen-Tagen«) dazu auf, wieder Bekennende Gemeinden zu bilden. Diese sollten nicht nur rechtlich und finanziell unabhängig von den Landeskirchen verfasst sein, sondern in diesen Gemeinden soll das Wort Gottes wieder unverkürzt verkündet werden und der dreieinige Gott in angemessener Weise verehrt werden, so wie es auch die Reformatoren der großen Reformation des 16. Jahrhunderts, Martin Luther und Johannes Calvin, im Auge hatten.
Am Reformationstag des Jahres 1995, also am 31. Oktober, konstituierte sich die erste Bekennende Gemeinde, und zwar in Neuwied. Seitdem entstanden auch an anderen Orten Bekennende Gemeinden, häufig aus Hausbibelkreisen.
Um nicht isoliert zu sein, entschlossen sich diese Gemeinden recht bald, sich in einem Gesprächs- und Arbeitsforum zusammenzuschließen, dem »Rat Bekennender Evangelischer Gemeinden«, kurz RBEG.
Als verbindliche theologische Bekenntnisgrundlage einigte man sich im Jahr 1999 auf die Theologische Erklärung der Kamen-Initiative, die ein Jahr später präzisiert und etwas erweitert wurde. Heute ist die Theologische Erklärung 2000 die verbindliche Bekenntnisgrundlage des Rates Bekennender Evangelischer Gemeinden.
Ausdrücklich ist zu betonen, dass der RBEG nicht über den Gemeinden steht. Er handelt nicht eigenständig, auch kann er nicht in die jeweilige Ortsgemeinde dirigistisch eingreifen. Vielmehr handelt er nur im Auftrag der in ihm vertretenen Gemeinden. Aufgabe des RBEG ist es, über die Aufrechterhaltung der Bekenntnisposition der Theologischen Erklärung zu wachen, gemeinsame Projekte sowie übergemeindliche Tätigkeiten, z. B. gemeinsame Publikationen oder gemeinsame Veranstaltungen, zu planen und durchzuführen und Botschaften und Verlautbarungen, mit denen die Bekennenden Gemeinden an die Öffentlichkeit gehen, zu koordinieren.
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